Die Digitalsteuer und ihre Folgen

Die Digitalsteuer und ihre Folgen. US-Konzerne, wie zum Beispiel Apple, Google, Facebook, Amazon und Microsoft, setzen jährlich mehrere Milliarden Euro mit ihren Produkten weltweit um. Da es sich vorwiegend um immaterielle Güter handelt, lohnt es sich für diese Unternehmen sämtliche Steuerlücken auszunutzen. Die Einnahmen werden von einem Land zum anderen transferiert und entsprechende Gewinne dort versteuert wo der niedrigste Steuersatz herrscht. Dies wird vor allen Dingen dadurch ermöglicht, dass die Besteuerung immer dort stattfindet, wo das Unternehmen, die dauerhafte physische Präsenz angesiedelt hat – auch Betriebsstätte genannt. Gerne werden diese Länder auch als Steueroase bezeichnet. Abgesehen von der Gewinnbesteuerung gibt es noch die Umsatzsteuer, welche dort zu zahlen ist, wo die entsprechende Firma ihre Umsätze generiert. Allen voran ist hier wohl der Branchenprimus Google, mit seiner bezahlten Anzeigenwerbung, zu nennen. Der Begriff Digitalsteuer als solches hat sich zuletzt zu einem geflügelten Wort entwickelt. Erfahren Sie in diesem Beitrag alles Wissenswerte rund um die Digitalsteuer.

 

Ich erbringe Leistungen für diesen Staat und soll dafür auch noch Steuern zahlen.

Was ist die Digitalsteuer eigentlich?

Ausschnitt vom Mann im Anzug der auf einen Einkaufskorb zeigt als Symbol für die Digitalsteuer

Im Kern soll durch die Digitalsteuer erreicht werden, das Unternehmen wie Apple, Microsoft, Facebook, Google & Co. ebenfalls in europäischen Ländern ihre Steuern abführen. Die derzeitigen Abgaben erscheinen dem europäischen Fiskus als zu gering.Die Hauptaufgabe der Digitalsteuer ist es, dass die jeweiligen Gewinne in dem Land versteuert werden, wo sie auch angefallen sind. Als Konsequenz heißt dies, dass die Güter fortan nicht mehr dort besteuert werden sollen, wo sie entwickelt bzw. geschaffen worden sind, sondern dort wo ihr Einsatz stattfindet.Die Idee dahinter ist einfach. Verantwortliche möchten verhindern, dass digitale Konzerne ihre Gewinne in Steueroasen verschieben und somit kaum Steuern im Urheberland der Leistung zahlen. Das derzeitige Steuermodell sollte von daher so schnell als möglich ad acta gelegt werden. Es wird angestrebt, dass die Gewinne vor Ort versteuert werden, d. h. in dem Land wo diese entstehen bzw. anfallen.

 

Die Definition der Digitalsteuer lässt sich auch bei Wikipedia nachlesen:

Der Begriff Digitalsteuer bezeichnet verschiedene Konzepte zur Besteuerung der digitalen Wirtschaft. Digitale Unternehmen können ihre Produkte grenzüberschreitend anbieten und Gewinne erzielen, ohne im betreffenden Land eine klassische Betriebsstätte zu unterhalten. Außerdem werden zunehmend schwer zu beziffernde immaterielle Vermögenswerte, Daten und Dienstleistungen zum Handelsgut. Deshalb werden ihre Erträge im Steuerrecht oft nicht erfasst und sie bleiben unbesteuert. Diese Steuerungerechtigkeit soll durch eine Digitalsteuer beseitigt werden.

Informationen zur Digitalsteuer

Der Online-Markt boomt!

Wie groß der Online-Markt und mögliche Einnahmen sein können, zeigen einige Zahlen und Fakten aus dem Online-Business:

  • Facebook verzeichnet 32 Millionen Deutsche mit einem Facebook-Account, von denen 23 Millionen diesen täglich nutzen
  • 46 Millionen Deutsche nutzen den Nachrichtendienst WhatsApp, davon annähernd 42 Millionen täglich
  • Snapchat als Instant-Messaging-Dienst begeistert täglich 4 Millionen und wöchentlich bis zu 6 Millionen deutsche User
  • Twitter zieht als Kurznachrichtendienst wöchentlich gut und gerne 2,5 Millionen Deutsche auf seine Plattform; täglich sind es immerhin noch 600.000 User
  • 5 Millionen deutsche pflegen regelmäßig ihre Online-Pinwand bei PinterestWeltweit ist Instagramm mit einer Milliarde Usern sehr erfolgreich, hiervon halten sich 6 Millionen Deutsche täglich und 10 Millionen wöchentlich auf der Foto- und Video-Plattform auf
  • Im Onlinehandel werden in Deutschland annähernd 60 Milliarden Euro umgesetzt, mehr als die Hälfte davon über Amazon

 

Wie gehen Google & Co. mit der Digitalsteuer um?

Google selbst schlägt die Digitalsteuer einfach auf die Preise seiner Werbekunden auf. Unterm Strich zahlen die Werbekunden also mehr.

Unglücklich ist auch die Art der Verrechnung. Es sieht so aus, dass der Aufschlag am Ende der Rechnung hinzugerechnet wird. Somit ist die Preiserhöhung nicht unmittelbar im Account des verantwortlichen Betreuers ersichtlich. Das Budget und die bisherigen Klickkosten bleiben unberücksichtigt. Sofern der Account-Manager nicht auch die Rechnung erhält, weiß er u. U. gar nichts von der Preiserhöhung. Die E-Mail mit der Ankündigung erhielt nur derjenige, welcher auch die Rechnungen erhält.

Unterm Strich kann es also dazu kommen, dass die Rechnung bei gleichem Klickbudget, bedeutend höher ausfällt. Am Ende des Jahres müssen dann Account-Manager mitunter Rede und Antwort für ein überzogenes Google-Budget stehen.

Gehen wir einmal davon aus, dass das Klickbudget bei 100.000 € liegt, kämen durch die Abwälzung der Steuer noch einmal 5.000 € hinzu.

Durch die Vorgehensweise von Google wurde am Ende also mehr ausgegeben, als eigentlich genehmigt wurde.

Ein Weg wäre jetzt die entsprechenden Budgets entsprechend anzupassen. Aber dies ist nicht ohne weiteres möglich, denn je nachdem in welchem Land die Werbung geschaltet wird, fallen unterschiedliche Steuersätze der Digitalsteuer an. Ebenfalls kann es passieren, dass jemand im Ausland eine Dienstleistung oder ein Produkt aus Deutschland sucht. In diesem Fall käme wiederum die deutsche Digitalsteuer hinzu.

Das ganz Klicksystem von Google würde durch die Eigenheiten des Gebotssystems in Verbindung mit der länderspezifischen Digitalsteuer intransparent werden.

Im Grunde ist das Ziel der Digitalsteuer nicht erreicht, denn die Steuer wird einfach auf die Kunden abgewälzt. Es kann davon ausgegangen werden, dass Konzerne wie Amazon einen ähnlichen Weg wie Google einschlagen und einfach die Preise erhöhen.

Bei Fragen rund um die Digitalsteuer in Verbindung mit Google hilft Ihnen unsere Google-Agentur oder auch die SBS SEA-Agentur gerne weiter.

 

USA-Unternehmen versprechen mutmaßlich höhere Steuereinnahmen!

Liste von Unternehmen, welche mutmaßlich zu höheren Steuereinnahmen in den einzelnen Ländern führen würden:

  • Amazon
  • Apple
  • Facebook
  • Google
  • LinkedIn
  • Microsoft
  • Netflix
  • Spotify
  • Xing

Selbstverständlich ist die Liste nicht vollständig, sondern zeigt nur einen Teil von Unternehmen, welche Steuerkreativität walten lassen.

 

Internationale Versuche in Richtung Digitalsteuer

Schon im Sommer 2019 hatte Frankreich die Einführung einer National Digitalsteuer beschlossen. Unternehmen, welche weltweit digitale Umsätze von mindestens 750 Millionen € oder 25 Million € in Frankreich umsetzten, sollten 3 % Steuern auf die online erzielten Werbeerlöse abführen. Frankreich steht allerdings nicht alleine da. Österreich, Spanien und Italien diskutieren und bereiten ebenfalls nationale Vorstöße vor. Da sich die Digitalsteuer häufig gegen amerikanische Unternehmen richtet und wie Zölle wirkt, hat die US-Regierung Ankündigungen verlauten lassen, entsprechende Gegenmaßnahmen ins Auge zu fassen.

Ein Vorschlag der Kommission zur EU-Digitalsteuer war im Dezember 2018 gescheitert. Gut ein halbes Jahr später haben sich die G20-Staaten auf einen gemeinsam gangbaren Weg einigen können. Es wird eine weltweite Mindeststeuer angestrebt und die Besteuerung multinationaler Firmen soll neu geregelt werden. In der Zukunft ist nicht mehr der jeweilige Firmensitz ausschließlich entscheidend, sondern es soll das Marktlandprinzip zugrunde gelegt werden. Letzteres konzentriert sich darauf, wo die entsprechende Dienstleistung konsumiert wird.

Das Argument wird gerne herangeführt, dass große Onlinekonzerne ihre Monopolstellungen ausbauen und traditionelle Wirtschaftszweige zerstören. Dadurch entgehen den einzelnen Ländern die Steuereinnahmen der im Land angesiedelten Unternehmen. Auf der einen Seite wird also die Wirtschaft der Länder kontinuierlich zugrunde gerichtet und auf der anderen Seite zahlen die Verantwortlichen Unternehmen keine bzw. kaum Steuern im jeweiligen Land. Um diesen Zustand Herr zu werden wurde die Digitalsteuer ins Gespräch gebracht. In Zukunft soll verhindert werden, dass Unternehmen durch nicht nachvollziehbare Lizenzgebühren für Patente oder ähnliches die Einnahmen in Länder transferieren, wo sie kaum Steuern zahlen.

Die Kehrseite der Medaille ist aber, dass es auch Exportschlager gibt, von welchen die kritisierenden Länder profitieren. In Deutschland wären dies zum Beispiel Fahrzeuge, welche unter anderem auch in die USA exportiert werden. Von den Verkäufen und Steuereinnahmen profitiert in diesem Fall primär Deutschland.

Warum die USA es zulässt, dass eigene Unternehmen ihre Gewinne in Drittländern versteuern, kann nur gemutmaßt werden. Vielleicht ist es die Schaffung von vielen Arbeitsplätzen in den USA oder die übrigen Steuerzahlungen der Online-Unternehmen ist auch so hoch genug.

 

Fazit zur Digitalsteuer

Auf den ersten Blick ist es sicherlich eine gute Idee, dass Konzerne wie Amazon, Facebook, Apple, Google und Co. auch in europäischen Ländern Steuern abführen sollen. Bisher tun sie dies nur marginal.

Allerdings stellt sich die Frage, ob die jeweiligen Länder sich weiterhin auf die Besteuerung ausländischer Unternehmen konzentrieren sollten oder lieber durch Know-how Transfer, Fördermittel oder Steuererleichterungen selbst starke Unternehmen etablieren.

Eine digitale Steuer könnte weitreichende fatale Folgen auf die inländischen Unternehmen haben. Einige Punkte möchten wir an dieser Stelle erörtern.

Die sozialen Medien sind mittlerweile bei den Unternehmen des Mittelstandes angekommen und diese benutzen sie, ihre Produkte sowie Dienstleistungen online zu präsentieren. Eine Einführung der Digitalsteuer hätte zur Folge, dass sich die Werbeausgaben verteuern. Kundengewinnung sowie Kundenbindung würden bedeutend teurer werden.

Die Digitalsteuer ist für viele Unternehmen eine Art Blackbox und bringt Rechtsunsicherheiten mit sich. Zu viele Fragen sind ungeklärt und könnten die lang angestrebte Digitalisierung des Mittelstandes ins Stocken bringen oder gar zu einer Abkehr führen.

Da sich die digitale Steuer vorwiegend gegen online Unternehmen aus den USA richtet befürchten nicht weniger Entscheider aus dem deutschen Mittelstand Sanktionen aus Übersee. Exporte aus Europa in die USA könnten sich erheblich verteuern und zu einer Verkomplizierung der Bürokratie führen.

Jedes Unternehmen, welches beispielsweise in der Suchmaschine Google Werbung schaltet, würde durch die digitale Steuer belastet. Die Digitalsteuer könnte dazu führen, dass deutsche Unternehmen sich aus dem Internet zurückziehen und wieder auf klassische Geschäftsmodelle setzen.

Neben den US-amerikanischen Online-Unternehmen sind auch inländische Branchen betroffen, wie zum Beispiel Telekommunikation, Internetdienstleister, Elektroindustrie, Maschinenbau, Shoppingdienstleister, Dating-Unternehmen oder Automobilindustrie. Diese und andere werden die Kosten der Digitalsteuer auf den Endkunden abwälzen, damit ihre Margen sich nicht verschlechtern.

Außerdem würde digitale Steuer zu einem Ungleichgewicht der unterschiedlichen Vertriebs- bzw. Werbeformen führen. Die Steuerbelastung für ausschließlich online tätige Unternehmen wäre ungleich höher gegenüber der offline Konkurrenz.

Wägt man das Pro und Contra der Einführung einer digitalen Steuer ab, würde das Ergebnis wahrscheinlich gegen diese ausfallen. Sicherlich sind die Steuereinnahmen nicht unerheblich, aber diese würden zu anderen nicht unerheblichen Problem führen. Nach wie vor wird vielerorts eine Digitalisierung angestrebt, aber die Einführung der Digitalsteuer konnte den Mittelstand und Kleinunternehmen in analoge Zeiten zurückwerfen. Somit wären alle Anstrengungen in Richtung einer stärkeren Digitalisierung und Nutzung bestehender Technologien infrage gestellt.

Unseres Erachtens wäre die Forcierung neuer starker Technologien wünschenswerter und sinnvoller als die Einführung einer Digitalsteuer.

Wir hoffen, dass wir alle Fragen rund um die digitale Steuer ausreichend beantwortet haben. Andernfalls benutzen Sie einfach unser Kontaktformular oder rufen Sie uns an.

Ihre SBS Full-Service Agentur für online & offline Marketing wünscht Ihnen stets gute Geschäfte und eine niedrige Steuerlast!

Auf bald sagt

Unterschrift vom SEO-Experte Timo Bell als Grafik

Timo Bell
(CEO SBS Full-Service Agentur)

 

Fragen und Antworten rund um die Digitalsteuer

Gibt es eine Digitalsteuer in Bayern?
Grafik von einem blauen Haken für FAQ

Ja, das Bundesland Bayern hat den Passus aus dem Einkommensteuergesetz so ausgelegt, dass Konzerne, wie Google den Kunden einen Algorithmus überlassen und somit 15 % Quellensteuer zu Buche schlagen. Allerdings ist hier sicherlich noch nicht das letzte Wort gesprochen und betreffende Fälle werden derzeit „offengehalten“, bis es eine bundesweit einheitliche Vorgehensweise beschlossen wurde.

Welchen Sinn hat eine Digitalsteuer?
Grafik von einem blauen Haken für FAQ

Durch die Digitalsteuer möchte die EU-Kommission Steuerausfälle kompensieren. Dieser ist es ein Dorn im Auge, dass multinationale Konzerne, welche ihre Filialen nicht im jeweiligen Land haben, bei ihnen Umsätze generieren, aber deren Gewinne in Steueroasen transferieren.

Wie hoch soll die digitale Steuer sein und für wen soll sie gelten?
Grafik von einem blauen Haken für FAQ

Im Fokus sind Unternehmen, welche weltweit einen Jahresumsatz von mehr als 750 Millionen € generieren. Zu nennen wären hier beispielsweise Amazon, Facebook, Google und Apple. Startups aus Europa sollen von dieser Regelung ausgeschlossen werden. In den Modellrechnungen werden 3 % zugrunde gelegt, aber schlussendlich wird ein Steuersatz von 5 % auf den Umsatz angestrebt. Es wird eine steuerliche Zusatzeinnahme in Höhe von 5 Milliarden € erwartet.

Was soll durch die Digitalsteuer besteuert werden?
Grafik von einem blauen Haken für FAQ

Die Digitalsteuer bezieht sich auf Verkaufserlöse von Nutzerdaten und Vermittlungsumsätze sowie Onlinewebeerlöse. Die Onlinegeschäfte von Privatpersonen sollen steuerbefreit bleiben.

Was versteht man unter der Datensteuer?
Grafik von einem blauen Haken für FAQ

Der Begriff Datensteuer wurde im Mai 2018 von Kanzlerin Merkel auf einer Konferenz zur Vorbereitung des G20-Gipfels ins Gespräch gebracht. Im Kern warb sie für mehr Steuergerechtigkeit bei der wirtschaftlichen Verwertung von Daten. Hierbei ging es um eine Bepreisung von persönlichen Nutzerdaten, welche sich mutmaßlich in Richtung der sozialen Netzwerke richtete. Konkrete Ausführungen zu Datensteuer gab es allerdings nicht.

Gibt es Überlegungen zu Datensteuer außerhalb der EU?
Grafik von einem blauen Haken für FAQ

Verschiedene asiatische Länder, wie zum Beispiel Indien und Malaysia planen die Besteuerung von großen Internetunternehmen. So gibt es unter anderem in Indien eine Steuer auf Werbeanzeigen landeseigener Unternehmen auf den Seiten ausländischer Anbieter. Ebenfalls gab es eine Ankündigung von Großbritannien, dass diese nach dem Austritt aus der EU eine eigene digitale Steuer einführen wollen. Aber auch innerhalb der EU gibt es Länder, wie zum Beispiel Ungarn, welche bereits nationale Regelungen zur Sonderbesteuerung von Digitalfirmen ins Leben gerufen haben. Dies ist natürlich nicht im Sinne der Kommission. Denn nationale Lösungen führen zu einem steuerlichen Flickenteppich sowie zu einer Zersplitterung des Binnenmarktes. Von daher strebt die EU eine ganzheitliche europäische Lösung an.

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